Sie suchen einen Business-Coach und möchten mehr über den Prozess des Coachings erfahren. Sie stellen sich die Frage, ist systemische Coaching der passende Ansatz für Sie? Oder lesen hier das erste Mal über diese Art des Business-Coachings.
In diesem Artikel gehe ich der Frage nach, was systemisches Coaching ist. Ich werde Ihnen zuerst einen wissenschaftlichen und theoretischen Überblick geben. Danach die sich daraus ergebenden Kompetenzen eines systemischen Coaches beschreiben.
Als Zusammenfassung werde ich auf einige Fragen eingehen. Die haben Sie sich vielleicht, nach dem Sie über meinen Business-Coaching Ansatz gelesen haben, gestellt. Damit, hoffe ich, Ihnen auch den systemischen Coaching Ansatz ein Stück näher bringen.
Überblick der theoretischen Grundlagen
Systemische Coaching – Was ist ein System? – Systeme bestehen aus Objekten. Sie sind zusammengesetzt. Sie sind multikausal und nicht linear, sondern als Regelkreis zu betrachten. Systeme sind mehr als die Summe ihrer Teile. Nach Luhmann und der soziologischen Systemtheorie bestehen soziale System aus Kommunikationen. Sie bleiben am Leben solange kommuniziert und entschieden wird. Es besteht eine Differenz zwischen System und Umwelt. Luhmann sieht Menschen in einem System als Umwelten.
Konstruktivismus
Im Konstruktivismus nach Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld konstruiert jedes System seine eigenen Wirklichkeiten. Die Realität wird „konstruiert“. (Heinz von Foerster) Nach Ernst von Glasersfeld zählt nur die Viabilität, nicht die Wahrheit der Welt. Diese wird ja von jedem System konstruiert. Es gibt viele verschiedene Landkarten der Welt (Luftfahrkarten, Straßenkarten, Topographische Karten, …) die für eine Gruppe von Menschen viable sind und für eine andere nicht. Zum Beispiel nutzen Piloten die Luftfahrtkarten, Autofahrer die Straßenkarten und Wanderer die Topographische Karten. Diese Karten sind für sie zu bestimmten Zeiten als Modell der Welt viable.
Autopoiese
Nach Maturana und Varela sind lebende Systeme operational geschlossen. Sie verwenden die Analogie der lebenden Zelle, die durch die Zellmembran nach außen abgegrenzt wird. Ein lebendes System kann nicht von außen gesteuert werden. Ein lebendes System erzeugt bzw. erneuert sich selbst und hält sich dadurch am Leben – Autopoiese. Ein soziales System, das auch ein lebendes System darstellt, erzeugt sich durch Kommunikation selbst und erhält sich damit am Leben (angelehnt an Luhmann).
Kybernetik 2.ter Ordnung
Nach der Kybernetik 2.ter Ordnung oder Kybernetik der Kybernetik nach Heinz von Foerster wird der Beobachter der Beobachtung in das System miteingeschlossen und wird dadurch auch zum Teil davon, damit wird eine objektive Realität ausgeschlossen. Nach der Beschreibung von Trivial / Nichttriviale Maschinen durch Heinz von Foerster beeinflusst der innere Zustand eines lebenden Systems das Ergebnis. Daher kann auch, obwohl der Input bekannt ist, der Output nicht vorhergesehen werden. Die Anzahl an Möglichkeiten ist transcomputional. Lebende Systeme sind daher nicht berechenbar und steuerbar.
Zusammenwirken der oben genannten Theorien
Für den systemischen Coaching-Prozess ergibt sich aus dem Zusammenwirken der oben genannten Theorien und der Vereinfachung einer komplexen Welt durch deren Theoriemodelle unter anderen folgende Erkenntnis: Das Klienten-System (KS), Berater-Klient-System (BKS, Beratungs-System), Berater-System (BS) nach Sonja Radatz. Das Klienten-System (KS oder auch Heimatsystem) und Berater-System (BS) bilden bei Coaching-Prozess ein neues System mit neuen relevanten Umwelten und konstruierten Realitäten. Nur in diesem Berater-Klienten-System (Beratungs-System) sind dann Irritationen/Perturbationen möglich. Der systemische Beratungsansatz berücksichtig dies durch den Blick auf alle an das System (innen) angrenzenden Umwelten (außen). Eine Beratung eines KS inkludiert daher immer auch die anschließenden Systeme (Umwelten).
Welche Kompetenzen muss ein systemischer Coach daher beherrschen?
Kommunikation
Einer der zentralen Kernkompetenzen des Coaches die beim systemischen Ansatz wirksam werden ist die Kommunikation mit dem Kunden System (KS). Kommunikation beginnt bereits ab dem ersten Kontakt und lässt das Beratungssystem (KS/BS) System entstehen.
Ergänzend zur Kommunikation sind auch folgende Kompetenzen des Coaches wirksam:
Gesprächskompetenzen
- Prozesssteuernd Selbstermächtige Führung des Gesprächs
- Praktizierende Allparteilichkeit – Neutralität heißt hier: Das KS kann die Frage nach den Präferenzen des BS nicht beantworten.
- Verknüpfungen
(Beziehungs-) Muster erkennen und beachten - Konfliktspannung aushalten
- Beiläufige Fragen – Hypothesen bilden – gleich in das Gespräch einbringen
- Infragestellung (behutsam, wertschätzen) scheinbare Gewissheiten hinterfragen
- Wiederholte Zusammenfassung – Paraphrasieren des Gesagten auf inhaltlich-sachlichen, emotionaler, räumlicher, sozialer und zeitlicher Ebene
- Entschiedenheit klarer Prozesssteuerung – nicht nur für das eine Gespräch, sondern für den gesamten Prozess der Beratung
(Schlippe, 2016, p. 217)
Weitere Kernkompetenzen eines Coaches
- Die Begabung zum Nichtwissen oder die „Lethologische Begabung“ wie Heinz von Foerster es nennt und auch von ihm (1988) formuliert der ethische Imperativ „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!“ (Schlippe, 2016, p. 201)
- Abstand und damit die eigenen Lösungen, Ziele und Hypothesen aus dem Beratungsgespräch fernzuhalten und immer nur als Information für das KS zur Verfügung zu stellen.
- Intuition und Improvisation, den „rechten Moment“ nützen (Schlippe, 2016, p. 220)
- Vertrauensentwicklung oder auch „Joining“ zu Beginn des Gesprächs (Rapport, sprachlich und körpersprachlich), Vertrauensbasis schaffen durch Aufmerksamkeit, Empathie und Respekt.
- Wertschätzung
Das KS hat zu jedem Zeitpunkt die für sich passende Lösung gewählt (Viabilität der Lösung) das KS hat recht. Für das Verhalten gibt es immer, zum Zeitpunkt des Verhalten, einen Sinn (Nutzen). Der Sinn kann auch für relevante Umwelten im Verhalten des KS gegeben sein und damit indirekt für das KS. - Geduld, nicht nur für das KS, sondern auch für den Coach selbst.
Es dauert bis sich der Coach mit diesen Kernkompetenzen in seiner Beraterrolle gefunden hat und wohlfühlt.
Zusammenfassung – systemisches Business-Coaching
Wie wirkt sich die oben beschrieben Theorie auf die Vorgehensweise meines Coaches aus? – Ihre Wahl des Business-Coach, dem Sie sich mit Ihren Anliegen anvertrauen, bestimmt auch die Vorgehensweise, Prozesse und das Menschenbild das diese Person in sich trägt. Die Arbeit eines systemischen Coaches basiert auf die in dem Artikel beschrieben theoretischen Grundlagen. Damit (Systemische Haltung) schafft er und Ihnen und sich selbst eine neue Sichtweise, Perspektive und einen vergrößerten Handlungsspielraum – Ziel ist es Ihre Möglichkeiten zu erweitern und aus toxischen Kreisläufen auszubrechen.
Passt ein systemisches Coaching zu mir und meinen Ziele? Die oben beschrieben Kompetenzen eines Coaches sind für Sie passend und gewünscht, dann finden Sie sich auch im Beziehungsangebot eines systemischen Business-Coaches wieder. Probieren Sie es einfach aus.
Wie geht systemisches Coaching mit Problem und Lösungen und mit meinen eignen Stärken und Ressourcen um? Siehe dazu folgende Artikeln: Lösungsorientiertes Coaching und Ressourcenorientiertes Coaching